Senat gibt Flächen im Flächennutzungsplan für den Bau von Wohnungen in Berlin frei.

Potenzial für 1000 Wohnungen. IVD kritisiert, Senat plane unter Bedarf. Genehmigungen für Dachgeschossausbauten rückläufig.

von Peter Guthmann Veröffentlicht am:

Der Senat hat für die Bezirke Mitte, Reinickendorf, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln Änderungen des Berliner Flächennutzungsplans (FNP) beschlossen. Wesentliches Ziel sei die planerische Vorbereitung von neuen Flächen für den Wohnungsbau, die ein Potenzial von über 1.000 Wohnungen hätten, teilte die Senatsverwaltung mit. So werden beispielsweise im Bereich Barfusstraße/Holländerstraße/Gotthardstraße in Mitte/Reinickendorf Teile älterer Friedhofsflächen für Wohnungsbau umgenutzt, im Bereich Britzer Straße/Mohriner Allee in Tempelhof-Schöneberg/Neukölln können Wohnungen auf ehemaligen Gärtnereiflächen entstehen. Dem Senatsbeschluss war ein intensives Abstimmungsverfahren vorangegangen, in dem neben öffentlichen Planungsträgern wie Bezirksämtern, Senatsverwaltungen, Nachbargemeinden, Planungsstellen Brandenburgs und des Bundes auch Bürger ihre Vorstellungen in den Planungsprozess eingebracht hatten.

Generell hat die Senatsverwaltung den Neubaubedarf in Berlin nach Ansicht des Immobilienverbands Deutschland (IDV) zu knapp kalkuliert. Mit den 15.000 bis 20.000 geplanten neuen Wohneinheiten pro Jahr liege die Senatsverwaltung "am unteren Ende der Bandbreite der Prognoserechnungen", kritisiert Marco Wölfle, Wissenschaftlicher Leiter des Center for Real Estate Studies in Freiburg, der den IVD–Quartalsbericht im Auftrag des Verbandes erstellt hat. Bedingt durch die Flüchtlingskrise erwartet der Wissenschaftler im laufenden und im nächsten Jahr in Berlin einen Bedarf, der eher dem dreifachen Wert entsprechen dürfte. Laut Statistischem Bundesamt hat der Bestand an Wohnungen in Berlin im Fünfjahreszeitraum lediglich um 23.000 Einheiten zugenommen, mittlerweile habe die Zahl der Baugenehmigungen aber deutlich zugenommen. Die Bauaufsichtsbehörden des Landes Berlin haben in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 deutlich mehr Wohnungsneubauten genehmigt – die Anzahl der Genehmigungen für Dachgeschossausbauten gehen mittlerweile deutlich zurück. Das geht aus Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg hervor.

Demnach wurden im ersten Quartal 1.115 Anträge für Bauvorhaben im Wohn- und Nichtwohnbau genehmigt, 3,3 Prozent mehr als im ersten Quartal 2015. Von den genehmigten 5.817 Wohnungen (+1,0 Prozent) werden insgesamt 5.129 neu gebaut - ein sattes Plus von 22,1 Prozent. Mit 4.617 Wohnungen entstehen die meisten davon in Mehrfamilienhäusern, was gleichzeitig einem Plus von 25,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden, z. B. Dachgeschossausbau und Nutzungsänderungen, werden dem Wohnungsmarkt nur 688 Wohnungen zur Verfügung gestellt. Das entspricht einem Einbruch um 55,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die meisten Baugenehmigungen für Wohnungen sind in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte sowie Pankow erteilt worden, so die Statistiker.

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